Vorteile der ÖkolandwirtschaftRK: Nennen Sie doch mal klipp und klar einen konkreten Vorteil der Ökolandwirtschaft. Schneider: Zuerst müssen wir uns von einigen industriellen Machbarbeitsphantasien verabschieden. Viele dachten bislang, dass nur industrielle Großlandwirtschaft in der Lage sei, die steigende Zahl Erdbewohner zu ernähren. Es gibt einen Trend rückwärts zur stärker bäuerlich orientierten Landwirtschaft. Die FAO, die UN-Organisation für Lebensmittel und Landwirtschaft, hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, die nachweist, dass die Ökolandwirtschaft mit ihren Fruchtfolgen und dem natürlicheren Düngen die Böden langfristig produktiver hält. Sie binden mehr CO2 und Wasser und werden nicht ausgezehrt. Das Schließen lokaler Nährstoffkreisläufe hilft also mehr Stabilität zu schaffen und ernährt so mehr Menschen. Zudem vernichtet die industrielle Massentierhaltung mit subventionierten Billigexporten die Existenzgrundlage von Kleinbauern weltweit. RK: Müssen wir deswegen nun alle Vegetarier werden? Schneider: Der neue Trend zum 'Veggi Day', also einem vegetarischen Tag in der Woche, den schon Städte wie Los Angeles, Kapstadt oder San Franzisko umgesetzt haben, macht vegetarisches Essen 'trendy' und schafft eine neue Bewegung, die Folgen des Fleischkonsums ins Bewußtsein bringt und politisiert. Charmant ist am vegetarischen Wochentag, dass er nicht dogmatisch sagt entweder oder, sondern das Auge einfach auf das rechte Maß lenkt. RK: Ist es bei der mangelnden Regulierung der weltweiten Waldwirtschaft und angesichts kurzfristiger Profitinteressen nicht illusorisch, jetzt die nachhaltige Waldnutzung und regionale Lebensmittelsouveränität zu fordern? Schneider: Es besteht die realistische Hoffnung, dass die Weltklimaverhandlungen eine neue Energie in den Waldschutz bringen. In Cancun einigte man sich ja bereits auf einen verstärkten Waldschutz. Vor Ort fehlt es den zuständigen Behörden und der betroffenen Bevölkerung aber oft an essentiellen Mitteln, den Wald zu schützen. Es fehlen Hubschrauber, Personal, Geld für die Alternativen zur Waldrodung. Es macht daher Sinn, Gelder aus den Klimaverhandlungen für den Waldschutz auszugeben. |