Weniger Volllaststunden bei KohlekraftwerkenIm deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz werden beim Netzzugang konventionelle Kraftwerke allen alternativen Technologien untergeordnet. Unter diesem Umstandschätzt das Bundesumweltministerium ein, dass sich der Volllastbetrieb aller vorhandenen Kraftwerke im Jahr 2030 auf durchschnittlich 3.900 Stunden und bis Mitte des Jahrhunderts auf 3.200 Stunden verringern wird. Im Kontrast dazu werden viele Braunkohlekraftwerke derzeit mehr als 7.500 Stunden pro Jahr zur Grundlasterzeugung betrieben.
Da die zusätzlichen Kapitalkosten einer CCS-Anlage deshalb nicht durch eine verstärkte Auslastung bestritten werden können, lohnte sich diese Investition nur zur Vermeidung von gesicherten CO2-Berechtigungskosten von 30 bis 48 /t bzw. 100 /t für Nachrüstungen, so die Erkenntnis von Green Budget. CCS könnte sich allenfalls dann als tragfähig erweisen, wenn durch die ersten Pilotprojekte bedeutende Kostensenkungsperspektiven erschlossen werden sollten. Eine 30 MW Demonstrationsanlage mit dem Oxyfuel-Verfahren von Vattenfall in Brandenburg sowie ein kleines Pilotkraftwerk von RWE mit CO2-Wäsche im Rheinland können jedoch die erforderliche Skalierbarkeit noch nicht nachweisen.
Ein weitverbreiteter öffentlicher Widerstand, der möglicherweise auf eine Stufe mit der Anti-Atom-Bewegung gesetzt werden kann, ist bereits in den potenziellen CO2-Speicherregionen Norddeutschlands wegen wachsender Sorgen um die langfristige Integrität der Lagerstätten entstanden. Sofern die rechtzeitige Realisierung von kommerziellen CCS-Anlagen noch offen steht, werden die Emissionen aus Braunkohlekraftwerken die Einhaltung von Verpflichtungen zur CO2-Reduzierung weiter verhindern. Gastbeitrag von Jefffrey H. Michel |